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Euro-Märchen 4:"Deutschland profitiert vom Euro am meisten."
Dies ist eine der beliebtesten Aussagen der Euro-Befürworter in Politik und Medien. Wie üblich wird sie als Glaubenssatz geäußert, ohne weitere Hinweise, nach welchen Kriterien diese Behauptung denn gemessen werden könnte.- Betrachten wir das reale Bruttoinlandsprodukt, müßte dieses in Deutschland im Vergleich zu den anderen (Euro-) Staaten prozentual eigentlich besonders stark gewachsen sein, wenn die Aussage stimmte. Die Zahlen sprechen freilich eine völlig andere Sprache: Seit Einführung des Euro stieg das BIP in Deutschland real nur um 16,3 %; das ist das viertschlechteste Ergebnis aller Euroländer!
- Bemerkenswert ist auch ein Blick auf die Veränderung der Arbeitnehmerentgelte
- das sind die gesamten Lohnkosten der Arbeitgeber, inklusive
aller Sozialabgaben und zusätzlicher Leistungen - in den
Eurogründungsländern. (Für die noch interessanteren Nettolöhne
sind bei Eurostat leider keine Daten verfügbar.) Es zeigt
sich, daß in der Vorkrisenzeit zwischen 1999 und 2008
Deutschland das einzige Land unter den
Eurogründungsländern ist, in dem die Arbeitnehmerentgelte inflationsbereinigt
gesunken sind, und zwar um 2,2 %. Auch
wenn man die Krisenjahre 2009 bis 2013 hinzunimmt, ändert sich
an der mageren Bilanz nur wenig: Deutschland tauscht mit
Portugal den Platz und ist Vorletzter.
- Angeblich profitiert auch die deutsche Exportwirtschaft besonders vom Euro. Die beiden letzten Grafiken belegen hingegen, daß sowohl die Im- wie Exporte aus der und in die Eurozone prozentual im Vergleich zur Zeit vor der Währungsunion keineswegs zu-, sondern im Gegenteil abgenommen haben: Betrug der Wert der Exporte aus Deutschland in die Eurozone 1999 noch 46,2 % von allen Exporten, waren es 2013 nur noch 36,8 %. Auch die Importe haben von 44,8 % auf 38,1 % abgenommen. Und das, obwohl die Anzahl der Euroländer im Lauf der Jahre ja sogar größer geworden ist. Der Euroraum verliert für Deutschland also deutlich an Bedeutung.