Euro-Märchen 3:
"Der Euro ist stabiler als die D-Mark."
Die Stabilität einer Währung wird durch die Inflationsrate
gemessen. Sie gibt an, wie stark sich die Preise für einen
bestimmten Warenkorb in einem Jahr erhöhen. Je weniger die Preise
steigen, desto besser bleiben Sparvermögen über längere Zeiträume
erhalten. Wie schlägt sich der Euro in dieser Disziplin im
Vergleich zur alten D-Mark?
- Die mittlere Inflationsrate lag in Deutschland
in den 43 Jahren der Vor-Eurozeit von 1956 bis 1998
bei 3,1 %. Verglichen mit den 2,1 %
Teuerung, die die Eurogründungsländer von 1999 bis
2013 aufwiesen, ist das in der Tat ein höherer Wert, so daß
die Aussage in der Überschrift auf den ersten Blick zutreffend
ist.
- Dennoch ist das nur die halbe Wahrheit. Denn man darf
natürlich auch das globale Umfeld nicht außer acht
lassen. Wie die erste Grafik zeigt, ist nämlich weltweit im
letzten Jahrzehnt die Inflationsrate sehr moderat ausgefallen.
Man darf also mit einiger Berechtigung bezweifeln, daß die
Ursache für die relativ geringe Inflation im Euroraum der Euro
ist.
- Die zweite Grafik macht deutlich, daß Deutschland
in der Vor-Eurozeit die geringste mittlere Inflationsrate
aller Länder hatte. Im Vergleich zu den OECD-Ländern
(8,1 %) betrug der jährliche Wertverlust der D-Mark nur
ein gutes Drittel (3,1 %).
- In der dritten Grafik kann man erkennen, daß der Euro
- vertreten durch die elf Eurogründungsländer - im Vergleich
zu den anderen Ländern der Erde eine bei weitem nicht so gute
Performanz aufweist wie sie die D-Mark zu ihrer Zeit hatte. Er
befindet sich lediglich im guten Mittelfeld. Der
jährliche Wertverlust des Euros (2,1 %) ist jetzt fast genau
so hoch wie der in den OECD-Ländern (2,6 %).
- Hinzu kommt, daß die EZB in den letzten Jahren entgegen dem
Rat der Bundesbank immer stärker die Notenpresse bedient hat.
Die Gefahr erhöhter Inflation wird damit immer größer, mit
allen Folgen des Wohlstandsverlusts für den normalen Bürger
und seiner Alterssicherung.
Fazit: Im Vergleich mit der D-Mark ist der Euro nur scheinbar
stabiler. Bei Berücksichtigung des globalen Umfelds behauptet er
sich viel schlechter als es die D-Mark je getan hat.