Polit-Märchen 2:
"Die Wirtschaft profitiert vom Euro"
Die wichtigste ökonomische Größe zur Messung der wirtschaftlichen Aktivität eines Landes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), also der Wert aller Waren und Dienstleistungen, die im Verlauf eines Jahres in den Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden. Wenn der Euro eine positive Auswirkung auf die wirtschaftliche Aktivität hat, muß sich das BIP in Ländern mit Euro mehr steigern als in den Ländern ohne Euro. Auch sollte man eine deutlich geringere Arbeitslosigkeit in den Euroländern als anderswo erwarten können, ebenso wie eine positivere Entwicklung der Beschäftigtenzahlen.
Bruttoinlandsprodukt
Das nominale BIP ist in den 18 Euroländern seit Einführung des Euros 1999 bis 2016 in der Tat von 100 % (Index 1999) auf 171,6 % gestiegen:
Ob das ein gutes Ergebnis ist, sieht man aber erst im Vergleich mit den Nicht-Euroländern der EU: Dort wuchs das BIP im selben Zeitraum signifikant mehr, nämlich auf 207,1 % und hat sich damit mehr als verdoppelt.
Man mag einwenden, daß die Nicht-Euroländer der EU schwächer entwickelt sind und daher einen gewissen Nachholbedarf haben. Aber auch die gut entwickelten Nicht-EU-Länder Norwegen, Schweiz, USA und Kanada schlagen sich allesamt mit 183,8 %, 190,0 %, 192,2 % bzw. 198,7 % deutlich besser als der Euroraum. Die Türkei konnte ihr BIP sogar mehr als verdreifachen:
Dagegen erzielte Deutschland, das ja angeblich vom Euro am
meisten profitiert, mit 172,8 % das viertschlechteste
Ergebnis aller Euroländer.
Arbeitslosenquote
Ein Vergleich der Arbeitslosenquoten fällt leider ebenfalls keineswegs zu Gunsten des Euroraums aus: Dort ist die Arbeitslosenquote im Jahr 2016 mit 10,0 % am größten. In anderen entwickelten Ländern liegt sie viel besser, nämlich bei 6,2 %, 5,4 % bzw. hervorragenden 4,4 % bei den entwickelten Ländern ohne G7- und Euroländer, wie die Graphik zeigt:
Beschäftigung
Hat sich wenigstens die Anzahl der Beschäftigten im Euroraum positiver entwickelt als anderswo? Natürlich nicht: Im Vergleich zum Jahr 2005 (Index 100) liegt sie in den Euroländern im Jahr 2016 bei mageren 104,7 %. Andere entwickelte Länder zeigen, wie es besser geht: Sie konnten Ihre Beschäftigtenzahlen auf 116,3 % steigern.
Fazit
Es kann keine Rede davon sein, daß die Wirtschaft vom Euro profitiert. Beim Vergleich mit den Nicht-Euro-Ländern innerhalb und außerhalb der EU zeigt sich genau das Gegenteil!