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Euro-Märchen 1:"Die Wirtschaft profitiert vom Euro."
Die wichtigste ökonomische Größe zur Messung der wirtschaftlichen Aktivität eines Landes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), also der Wert aller Waren und Dienstleistungen, die im Verlauf eines Jahres in den Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden. Wenn der Euro eine positive Auswirkung auf die wirtschaftliche Aktivität hat, muß sich das BIP in Ländern mit Euro mehr steigern als in den Ländern ohne Euro. Auch sollte man eine deutlich geringere Arbeitslosigkeit in den Euroländern als anderswo erwarten können. Hier die Tatsachen:- Das BIP ist in den 17 Euroländern seit Einführung
des Euros 1999 bis 2013 in der Tat real um 16,3 %
gestiegen, in den elf Eurogründungsländern um 16,2 %.
- Ob das ein gutes Ergebnis ist, sieht man aber erst im Vergleich mit der gesamten EU: Dort wuchs das BIP im selben Zeitraum signifikant mehr, nämlich um 20,7 %.
- Noch besser schneiden die zehn Nicht-Euroländer der EU ab: Deren BIP wuchs um fast 32 %.
- Man mag einwenden, daß die Nicht-Euroländer der EU schwächer
entwickelt sind und daher einen gewissen Nachholbedarf haben.
Aber auch die gut entwickelten Nicht-EU-Länder Norwegen,
Schweiz und die USA schlagen sich allesamt mit 25,6 %
bzw. 30,6 % deutlich besser als der Euroraum. Island
wuchs sogar um 38,9 %.
- Die Südländer und Rettungskandidaten Griechenland, Italien und Portugal fielen im Vergleich zu den Nordländern geradezu dramatisch zurück und wuchsen nur einstellig; Italien trägt mit nur 2,2 % Wachstum in vierzehn Jahren die rote Laterne.
- Auch Deutschland, das ja angeblich vom Euro am
meisten profitiert, erzielt mit 16,2 % Wachstum das viertschlechteste
Ergebnis aller Euroländer.
- Ein Vergleich der Arbeitslosenquoten fällt leider
ebenfalls keineswegs zu Gunsten des Euroraums aus:
Dort ist die Arbeitslosigkeit mit Stand von August/September
2014 mit 11,6 % am größten, in der EU 28
beträgt sie nur 10,3 %. Bis zum Jahresende werden
sich beide Zahlen noch verschlechtern, weil im Herbstquartal
die Arbeitslosigkeit saisonbedingt steigen wird.
- Auch die Nicht-EU-Länder USA (6,3 %), Japan
(3,6 %) und Norwegen (3,4 %) stehen beim Thema
Arbeitslosigkeit deutlich besser da.